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  • AutorenbildAlexandra

Wie viel Schmerz kannst du ertragen?

Heute habe ich meinen Sohn in seinem Schmerz gehalten. Mit meiner reinen Präsenz. Einfach mit offenem Herzen anwesend, ohne von seinem Schmerz überwältigt zu werden, ohne mein Herz zu schliessen, weil ich seinen und meinen Schmerz nicht mehr ertragen konnte. Ich habe ihn einfach in meinem Herzen gehalten. Ohne den Schmerz wegzuwünschen. Ohne ihn mit Essen oder sonst etwas abzulenken. Ohne ihm zu erklären, dass es nicht so schlimm ist. Ohne nach Lösungen zu suchen oder ihm Lösungen zu erklären, die den Schmerz vrkleinern oder die Situation zu lösen. Ohne zu betäuben. Ohne zu relativieren oder zu verkleinern.


In der ganzen Präsenz und Fühlen dieses Schmerzes, der sich in ihm ausgebreitet hat. Ihn einfach liebend. Und mich zu lieben für den Schmerz, den es mir bereitet, ihn leiden zu sehen. Für meine Unsicherheit, für meine Schuldgefühle, dafür, dass ich nicht weiss, was richtig ist, nicht weiss, was eine Mutter ausmacht, für alles, was ich in der Vergangenheit getan habe und heute anders sehe. Für meinen unendlichen Willen, alles richtig zu machen und das Beste zu geben, in dem Wissen, dass es gleichzeitig nicht möglich ist und alles immer genau so ist, wie es sein soll.

Wie viel Schmerz kannst du ertragen?


Kannst du deinen eigenen Schmerz bis ins Innerste spüren und erdulden? Vielleicht sogar gefallen oder Liebe dafür fieden?


Wie viel Leid kannst Du innerlich oder äusserlich ertragen, ohne wegzuschauen? Oder zu trösten? Ohne abzulenken? Ohne zu betäuben? Ohne zu relativieren oder zu verkleinern?


Kannst Du deinem Kind zusehen wenn es Schmerzen hat und einfach Raum für seinen Schmerz halten?


Denn es ist schlimm. Seine Eltern am Morgen am Krippeneingang zu vermissen. Sein Knie aufzuschürfen. Etwas nicht binzubekommen. Ohne seinen Vater ins Bett zu gehen. Ein Spiel zu verlieren. Ja Sogar Spinat zu Essen.

Schlimm. Abartig. Weisst du noch? Der Schmerz brennt im Magen, im Herzen, in der Kehle, im Körper, so unerträglich, dass du manchmal nicht weisst, ob du den Schmerz in seiner Grösse ertragen kannst. So, dass es deine Kelle zusammenschnürt und du nicht mehr normal atmen kannst. So einnehmend, dass du nicht weisst, ob du weiterleben willst. So unendlich in diesem Moment voller Präsenz, dass du nicht weisst, ob er jemals enden wird. Es brennt. Es beisst. Es tobt. Es leidet.


Und doch ist der Schmerz, wenn wir ihn zulassen, wie ein Tropfen roter Farbe, den man in ein Glas tropft. Zuerst breitet sich das Rot aus und nimmt mehr und mehr Raum ein. Der Schmerz wächst und wächst und ergreift das ganze Bewusstsein, bis wir verzweifelt denken, dass wir ihn nicht aushalten können oder dass er niemals aufhören wird zu wachsen. Doch wenn wir den Schmerz zulassen und in der Präsenz mit ihm und im Körper bleiben, verdünnt sich der Schmerz wie der Farbtropfen im Wasserglas und wird wieder durchsichtig.

Unser Emotionalkörper ist wie ein kleines Kind und wächst nicht zum "Erwachsenen" heran. Wir haben nur gelernt, uns von unseren Emotionen zu trennen und sie nicht in jedem Moment zuzulassen. Wenn wir uns jedoch mit dem Schmerz auseinandersetzen wollen, müssen wir ihn einfach "geschehen" lassen und die Emotionen auf ihn richten. Wenn wir dem Schmerz oder der Wut erlauben, sich in seiner vollen Grösse auszubreiten, wird er schreien und toben, sich auf den Boden werfen, brüllen, so dass es jeder im Haus hört, sich ausdrücken. Ja, das ist schlimm. Wenn man jemanden vermisst. Wenn man sich verlassen fühlt. Wenn man einsam ist. Wenn man nicht bekommt, was man will oder glaubt zu wollen.


Weil wir den Schmerz nicht ertragen können, verschließen wir unser Herz. Denn was wir nicht ertragen können, ist meist das Gefühl des eigenen Schmerzes. Die eigene Hilflosigkeit, jemandem nicht helfen zu können. Den eigenen Schmerz, der sich nicht ausbreiten durfte. Der Schmerz, der mit Liebe weggetrostet, verkleinert, missachtet, unpassend gemacht wurde. Wenn wir den Schmerz im Aussen sehen, werden wir uns unseres eigenen Schmerzes bewusst (oder unbewusst) und verschliessen unser Herz.

Ich weiss aus Erfahrung, dass ich nur so viel Schmerz im Aussen ertragen kann, wie ich es mir erlaubt habe, Schmerz selber zu fühlen. Ich kann nur so viel Schmerz ertragen, bis ich mich verantwortlich oder schuldig fühle und anfange, mich innerlich oder äusserlich zu rechtfertigen, um den Schmerz zu leugnen oder zu minimieren. Ja, es ist schlimm, wenn mein Kind mich braucht und ich keine Zeit oder Energie habe oder keine Lust mehr habe. Und mein Kind darf das sagen, denken und fühlen. Und ich darf es zulassen und es in seinem Schmerz halten. Meinen eigenen Schmerz, mein Hingerissen-sein, mein Nicht-mehr-Können, meine Schuld, darf ich auch aushalten, ertragen, ehren, lieben und dafür Raum haben.


Dann kann ich meinem Kind auch offen in die Augen schauen und auch seinen Schmerz zulassen. Seine Wut zulassen. Ihn tief lieben für diese Kraft. Und staunen wie wenig es braucht, damit sich das Kind ganz alleine, gehalten von meinem offenem Herzen und abgrundloser Liebe wieder lachen kann.


Willst du dich mit dem Thema Schmerz, Wut oder Emotionen auseinandersetzen? Dann buche eine erste kostenlose Sitzung bei mir oder komme zu unserem Familien-Regenbogen-Stamm. Dort ist alles willkommen, so wie es ist. Denn echte Kinder weinen. Genauso wie Männer es tun. Weil echte Kinder Kämpfer sind. Genauso wie Frauen.


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